Der E-Commerce in Europa wächst weiter und verändert, wie Verbraucher*innen einkaufen und Händler ihre Zahlungen verwalten. Laut einer Prognose von Forrester wird der Umsatz im Online-Handel der fünf größten europäischen Volkswirtschaften – unter anderem Deutschland – in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 7,8 % ansteigen. Bis 2029 wird der Online-Umsatz voraussichtlich fast 21 % des gesamten Einzelhandelsumsatzes in diesen Märkten ausmachen – ein deutlicher Anstieg gegenüber 16 % im Jahr 2024.
Basierend auf dieser Prognose ist davon auszugehen, dass die E-Commerce-Ausgaben auch 2026 weiter steigen werden. Immer mehr Verbraucher*innen verlagern ihre Einkäufe ins Internet, während Händler nach schnelleren und sichereren Zahlungslösungen suchen. Dieses Wachstum forciert Innovationen bei Zahlungsmethoden, digitaler Identitätsprüfung und Checkout-Prozessen. Geschwindigkeit, Komfort und Sicherheit definieren nun die zentralen Erwartungen der Verbraucher*innen im E-Commerce.
In diesem Beitrag beleuchten wir die E-Commerce-Payment-Trends 2026, deren Relevanz für Händler und Zahlungsdienstleister von strategischer Bedeutung ist.
1. Digital Wallets bleiben eine zentrale Zahlungsmethode
Digital Wallets werden ihre Position als bevorzugte Zahlungsmethode im Jahr 2026 voraussichtlich weiter festigen. Ihre hohe Akzeptanz unter Verbraucher*innen ist vor allem auf ihre Benutzerfreundlichkeit zurückzuführen. Mittels Ein-Klick-Zahlungen, biometrischer Authentifizierung und integrierter Betrugskontrollen haben sich Wallets als effektives Mittel gegen Kaufabbrüche etabliert.
Ein Hauptfaktor für die Beliebtheit digitaler Wallets ist ihre nahtlose Integration in das bestehende Verbraucherverhalten – insbesondere die weit verbreitete Nutzung der Debitkarte. Wie Manfred Schulz, Head of Merchant Solutions bei Brite, erklärt:
„Die Stabilität der Debitkarte erklärt sich primär durch ihre Integration in digitale Wallets. Verbraucher*innen fügen ihre Karte einfach bei PayPal, Apple Pay oder Google Pay hinzu und umgehen so die Hürden von Debitkarten bei der Online-Nutzung. Deutschland ist ein führender Markt der Nutzung digitaler Wallets und auch die Vorstellung einer bargeldlosen Gesellschaft gewinnt zunehmend an Bedeutung. Folglich fügen immer mehr Unternehmen digitale Wallets als Option in ihrem Checkout hinzu.“
Diese Benutzerfreundlichkeit – insbesondere die Möglichkeit, sofort über ein vertrautes Gerät zu bezahlen – treibt die weiterhin hohen Akzeptanzraten voran. Nutzer*innen müssen keine Kartendaten manuell eingeben oder sich mit umständlichen Authentifizierungsabläufen auseinandersetzen; stattdessen verlassen sie sich auf eine App, der sie bereits vertrauen.
Schulz betont außerdem, dass dieselbe Präferenz der Verbraucher*innen für Einfachheit auch den Aufstieg von Pay by Bank (Account-to-Account Payments) vorantreibt. Obwohl der Marktanteil noch wächst und nicht das Niveau von Wallets erreicht hat, nimmt die Akzeptanz stetig zu.
Pay by Bank spricht viele Verbraucher*innen an, da es keine neuen Apps oder Registrierungs-Schritte erfordert – Nutzer*innen bezahlen einfach und direkt über ihre bestehende Banking-App.
Mit Blick auf 2026 ist ein Trend unbestreitbar: Wallet- und bankbasierte Zahlungen verfolgen dasselbe Prinzip – schnelle, sichere und reibungslose Checkout-Erlebnisse. Händler, die diese Zahlungsmethoden priorisieren, erfüllen effektiv die Erwartungen ihrer Kund*innen und sichern ihre Wettbewerbsfähigkeit im zunehmend digitalen Handel.
2. Die eIDAS-Verordnung (eIDAS 2.0) verändert die Verifizierung
Obwohl sich die neue eIDAS-Verordnung nicht direkt auf Zahlungen auswirkt, wird sie einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung des europäischen E-Commerce haben. Die überarbeitete Verordnung konzentriert sich auf die Standardisierung von digitaler Identität und Authentifizierung. Damit schafft sie eine europäische Grundlage für die Online-Verifizierung von Verbraucher*innen.
Im Zentrum der Verordnung steht das European Digital Identity Wallet (EUDIW): ein sicheres, staatlich unterstütztes Identitäts-Wallet, das alle EU-Mitgliedstaaten bis November 2026 zur Verfügung stellen müssen. Dieses Wallet wird es Nutzer*innen ermöglichen, verifizierte Identitätsmerkmale zu speichern und zu teilen. Er wird sich voraussichtlich zu einem weit verbreiteten Authentifizierungswerkzeug im E-Commerce entwickeln.
Das EUDIW geht über eine einfache Identitätsprüfung hinaus. Es führt das Konzept der verifizierbaren digitalen Nachweise (Verifiable Credentials) ein, wodurch sich neue Möglichkeiten ergeben:
- Altersbeschränkung: Verbraucher*innen können beim Kauf regulierter Waren (wie Alkohol, Tabak oder Gaming-Produkte) sofort und ohne langwierige manuelle Prüfungen nachweisen, dass sie über 18 Jahre alt sind.
- Selektive Offenlegung: Das Wallet erlaubt es Nutzer*innen, nur die minimal notwendigen Informationen bereitzustellen. So können Nutzer*innen bestätigen, dass sie eine Altergrenze erreicht haben, ohne ihr vollständiges Geburtsdatum preiszugeben, wodurch die Offenlegung personenbezogener Daten reduziert wird.
- Zusätzliche Nachweise: Das EUDIW kann Attribute wie die IBAN, Bildungsnachweise oder potenzielle Indikatoren zur Kreditwürdigkeit speichern. Dies schafft Möglichkeiten für reibungslosere Kontoeröffnungen, personalisierte Dienste und effizientere finanzielle Entscheidungsfindung.
Mit der Reifung dieser Funktionen rücken digitale Identität und Online-Zahlungen näher zusammen. Indem eIDAS 2.0 eine vertrauenswürdige, universelle Methode zur Verifizierung der Nutzeridentität bietet, legt die Verordnung den Grundstein für stärkere Betrugsprävention und tieferes Verbrauchervertrauen.
3. „Buy Now, Pay Later” reift unter Regulierung
Als Heimat von globalen Marktführern wie Klarna gilt Europa als Zentrum der Innovation von Buy Now, Pay Later. Eine treibende Kraft ist die Präferenz der Verbraucher*innen für Debit- und Ratenzahlungen anstelle von revolvierenden Krediten. Angesichts dieser Präferenz wächst BNPL weiterhin stark – insbesondere in Märkten mit geringer Kreditkartenakzeptanz. Dort füllen Ratenzahlungen eine Lücke und bieten eine zugängliche und transparente Möglichkeit zur Verwaltung von Ausgaben.
Doch obwohl die Akzeptanz hoch ist, verlagert sich das Narrativ von schneller Expansion hin zu nachhaltigem, reguliertem Wachstum. Die EU-Verbraucherkreditrichtlinie (CCD II) markiert hier einen Wendepunkt. Mit dem Anwendungsbeginn am 20. November 2026 werden mehrere europäische Länder – darunter auch Deutschland – dazu übergehen, Buy-Now-Pay-Later-Methoden verstärkt unter Verbraucherkreditregeln zu klassifizieren.
Diese Verschiebung wird wichtige Verbraucherschutzmaßnahmen einführen wie eine verschärfte Überprüfung der Kreditwürdigkeit, erweiterte Informationspflichten und Einschränkungen von Werbung gegenüber schutzbedürftigen Gruppen. Folglich wird das schnelle Wachstum von BNPL voraussichtlich zunächst verlangsamen, da Anbieter erhebliche Anpassungen ihrer Produkte, Prozesse und Compliance-Systeme vornehmen müssen.
Anstatt den Sektor jedoch gänzlich auszubremsen, wird das Resultat eine Reifung des BNPL-Marktes sein, der eine stabilere und vertrauenswürdigere Umgebung für Verbraucher*innen und Händler schafft.
4. Anhaltendes Wachstum von Pay by Bank
Pay by Bank – bzw. Account-to-Account (A2A) Payments – gewinnen in Europa an Bedeutung, da sowohl Händler als auch Verbraucher*innen ihre Vorteile erkennen. Regulatorische Maßnahmen wie die Instant Payment Regulation (IPR) beschleunigen die Akzeptanz von A2A Payments. Gerade im E-Commerce gewinnen A2A Payments zunehmend an Bedeutung, da sie Kartengebühren umgehen und folglich Transaktionskosten senken.
Im Gegensatz zu traditionellen Kartenzahlungen ermöglicht Pay by Bank die Verrechnung von Geldern in Echtzeit auf Händlerkonten. Da eine Zahlung sofort bestätigt wird, können Bestellungen unverzüglich bearbeitet werden, wodurch die operative Effizienz und das Kundenerlebnis gleichermaßen verbessert werden.
Die Daten unseres Online Payment Trends Reports 2025, für den über 2.000 Verbraucher*innen in Deutschland befragt wurden, zeigen eindeutig eine wachsende Akzeptanz und Zufriedenheit:
- Hohe Kundenzufriedenheit: Mit einer Wiederverwendungsabsicht von 75,3 % bestätigen Nutzer*innen von Pay by Bank die hohe Benutzerfreundlichkeit und Zuverlässigkeit.
- Steigende Akzeptanz: 37,1 % der Befragten nutzen Pay by Bank regelmäßig. Bei der Generation Z liegt der Anteil sogar bei 46,1 %, was die zukünftige Relevanz digitaler, kontobasierter Zahlungsmethoden signalisiert.
- Sicherheit ohne Registrierungsaufwand: 46,5 % der Befragten schätzen die sichere Authentifizierung einer Zahlung über ihr vertrautes Online-Banking. Dabei erfordert Pay by Bank kein zusätzliches Nutzerkonto oder komplexe Registrierung, was Kaufabbrüche reduzieren kann.
Pay by Bank kombiniert Geschwindigkeit, Sicherheit und Kosteneffizienz. Im Jahr 2026 wird die Methode dank dieser Vorteile und der regulatorischen Rückendeckung weiter an Beliebtheit gewinnen. Mit dem Ziel, die Mainstream-Akzeptanz in allen Bevölkerungsgruppen zu erreichen.
5. Instant Payouts werden zum Standard
Angesichts der steigenden Verbreitung von Pay by Bank bzw. Instant A2A Payments erwarten Verbraucher*innen verstärkt sofortige Rückerstattungen als integralen Bestandteil ihres E-Commerce-Erlebnisses. Die Geschwindigkeit der Rückerstattungen ist ein kritischer Faktor für die Kundenzufriedenheit und Loyalität.
Fortschritte in der Zahlungstechnologie schaffen die Möglichkeit, diese neuen Erwartungen zu erfüllen. Aktuelle Lösungen erlauben es, Rückerstattungen vom ursprünglichen Zahlungsweg zu trennen. Mit Instant Payouts können Händler Rückerstattungen innerhalb von wenigen Sekunden direkt auf das Bankkonto ihrer Kund*innen veranlassen, anstatt auf die langsame Abwicklung durch Kartensysteme oder traditionelle Banken zu warten.
Die Erwartungen der Verbraucher*innen spiegeln sich auch in unserem Online Payment Trends Report 2025 für Deutschland wider:
- 43,6 % der Verbraucher*innen erwarten, ihr Geld innerhalb von 60 Sekunden nach Initiierung einer Rückerstattung zu erhalten.
Der deutsche Markt demonstriert eine hohe Verfügbarkeit der Infrastruktur für SEPA Instant Payments: Über 99 % aller SEPA-Konten in Deutschland sind für den Empfang von SEPA Instant Payments erreichbar. Dies unterstreicht die Stabilität und Zuverlässigkeit der Infrastruktur für Instant Payments.
Für Händler verbessern Instant Payouts nicht nur die Kundenzufriedenheit und Loyalität: Sie steigern auch die operative Effizienz, indem sie Support-Anfragen reduzieren und Rückerstattungsprozesse vereinfachen.
6. Agentic Commerce und Embedded Payments
Die nächste Evolutionsstufe im E-Commerce ist der Agentic Commerce – das Einkaufen autonom handelnder KI-Agenten im Auftrag von Verbraucher*innen. Diese KI-Agenten erledigen Aufgaben zielorientiert entlang der gesamten Customer Journey: von der Zusammenfassung von Reviews und Preismonitoring, über die Prüfung von Lieferzeiten bis hin zur Ausführung von Zahlungen.
Damit erfordert Agentic Commerce ein fundamentales Neudenken des digitalen Einkaufserlebnisses. Die Grenzen zwischen Plattformen, KI-Diensten (z.B. Chatbots) und Zahlungssystemen verschwimmen zunehmend. Dies führt zu einer nahtlosen, absichtsgesteuerten Customer Journey und einem hochgradig personalisierten Einkaufserlebnis, das Transaktionen schneller als je zuvor abschließt.
Laut einer Recherche von McKinsey zu Agentic Commerce könnte allein der US-amerikanische B2C-Markt bis 2030 ein Umsatzvolumen von bis zu einer Billionen US-Dollar durch Agentic Commerce verzeichnen. Die globalen Prognosen belaufen sich auf 3 bis 5 Billionen US-Dollar. Im Gegensatz zu früheren Transformationsprozessen des E-Commerce wird eine schnelle Durchsetzung des Agentic Commerce erwartet, da KI-Agenten die bereits vorhandene digitale Infrastruktur nutzen können, um Käufe in großem Umfang auszuführen.
Für Unternehmen bringt der Aufstieg von Agentic Commerce sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich:
- Integration und Infrastruktur: Unternehmen müssen neue Protokolle wie das Model Context Protocol (MCP), Agent-to-Agent (A2A) Protocol, Agent Payments Protocol (AP2) und das Agentic Commerce Protocol (ACP) implementieren, um autonome Agenteninteraktionen und Embedded Payments zu ermöglichen.
- Identitätsmanagement und Kundenbindung: KI-Agenten erfordern neue Ansätze zur Identitätsprüfung und Kundenbindung, um Vertrauen und Sicherheit bei automatisierten Entscheidungs- und Kaufprozessen zu gewährleisten.
- Geschäftsmodelle: E-Commerce-Unternehmen stehen vor weitreichenden Entscheidungen. Sie müssen abwägen, ob der Einsatz eigener Agenten sinnvoll ist, wie sie mit dem Traffic von KI-Agenten umgehen und welche neuen Wege zur Monetarisierung und Kundenansprache sie einschlagen.
Mit der Weiterentwicklung des Agentic Commerce werden Embedded Payments zu einem entscheidenden Faktor. Diese Zahlungsformate sind notwendig, da sie KI-Agenten ermöglichen, Transaktionen ohne jegliches menschliches Eingreifen auszuführen. Die Integration von KI in die Zahlungsinfrastruktur signalisiert eine strategische Verschiebung der Grundlagen von Handel, Vertrauensbildung und Finanztransaktionen in den kommenden Jahren.
Die Zukunft des Zahlungsverkehrs im E-Commerce
Das Wachstum des E-Commerce in Europa macht Zahlungsinnovationen zu einem zentralen Faktor für das Kundenerlebnis und den Erfolg von Händlern. Trends wie digitale Wallets, Pay by Bank, reguliertes BNPL und KI-gesteuerter Agentic Commerce führen zu Zahlungen, die schneller, sicherer und reibungsloser ablaufen.
Mit Blick auf die Zukunft werden Zahlungen im E-Commerce von Integration, Intelligenz und Vertrauen bestimmt. Verbraucher*innen erwarten nahtlose Erlebnisse, die Komfort mit Sicherheit vereinen. Händler müssen Technologien einführen, die Kosten senken, den Cashflow beschleunigen und sich an sich ändernde regulatorische Standards anpassen.
Die Kombination aus KI-Agenten, Embedded Payments und Innovationen wie eIDAS 2.0 zur Identitätsverifizierung leitet eine grundlegende Verschiebung ein. Die Zahlungsabwicklung wird in den Kaufprozess integriert und ist nicht mehr nur ein isolierter Transaktionsschritt. Unternehmen, die diese Entwicklung frühzeitig adaptieren, sichern sich nicht nur die Erfüllung der Kundenerwartungen, sondern erlangen auch einen strategischen Vorteil in der digitalen Wirtschaft.
Die Zukunft des E-Commerce verspricht, smarter, schneller und nahtloser zu sein als je zuvor.
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